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Baden-Württemberg

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Kretschmann zieht bei Amtszeit mit Teufel gleich

Winfried Kretschmann ist jetzt der am längsten amtierende Ministerpräsident in der Geschichte Baden-Württembergs. Der Grünen-Politiker hat seinen CDU-Vorgänger Erwin Teufel eingeholt. Kretschmann macht um diesen Rekord erstaunlich wenig Aufhebens.

Seit dem 8. August 2025 ist es offiziell: Winfried Kretschmann ist der am längsten amtierende Ministerpräsident in der Geschichte Baden-Württembergs. Mit 5.204 Tagen im Amt hat der Grünen-Politiker seinen CDU-Vorgänger Erwin Teufel eingeholt – und wird ihn noch übertreffen. Teufel hatte das Land von 1991 bis 2005 für 14 Jahre geführt. Kretschmann, der seit dem 12. Mai 2011 an der Spitze der Landesregierung steht, blickt nun auf eine ebenso lange Zeit im Amt zurück – und macht um diesen Rekord erstaunlich wenig Aufhebens.

Auf die Frage, ob er stolz auf diese historische Marke sei, reagierte der 77-Jährige bei der Landespressekonferenz in Stuttgart betont gelassen. Er arbeite nicht für Fußnoten in Geschichtsbüchern, erklärte Kretschmann trocken. Ob er am Ende als längster Ministerpräsident in die Landesgeschichte eingehe, spiele für ihn keine Rolle – "denn bis die Geschichtsbücher geschrieben sind, bin ich längst unter der Erde", sagte er mit typisch lakonischem Humor.

Zwar sei es "kein großes Ziel" von ihm gewesen, länger zu regieren als Teufel – dennoch räumte Kretschmann ein, dass ihn diese Wegmarke berühre. Dass er drei Mal das Vertrauen der Wähler erhalten habe, sei nicht selbstverständlich – gerade als Politiker der Grünen. Auch wenn seine erste Wahl stark vom Reaktorunglück in Fukushima beeinflusst worden sei, sei seine langjährige Amtszeit ein Beleg dafür, dass ihn viele Menschen dauerhaft unterstützt hätten.

Kretschmanns Bilanz ist geprägt von politischen Umbrüchen und Krisen. Seine erste Amtszeit bestritt er in einer grün-roten Koalition, seit 2016 regiert er mit der CDU. Dabei hatte der Ministerpräsident mit zahlreichen Herausforderungen zu kämpfen – von der Corona-Pandemie über den Ukraine-Krieg bis hin zur Energie- und Wirtschaftskrise. Insbesondere die Autoindustrie im Land steht unter immensem Druck. Kretschmann sieht Baden-Württemberg angesichts globaler Entwicklungen in einer „Zangensituation" und fordert mehr Einsatz und Innovationskraft von Wirtschaft und Gesellschaft.

Im jüngsten SWR-Sommerinterview betonte der 77-Jährige, dass Baden-Württemberg in schwierigen Zeiten mehr leisten müsse, um seine Spitzenstellung zu behaupten. Er rief dazu auf, effizienter und intelligenter zu arbeiten – allerdings nur für diejenigen, die dazu in der Lage seien. Menschen, die Angehörige pflegen oder kleine Kinder betreuen, sollten davon ausgenommen bleiben. „Wir haben die geringste Jahresarbeitszeit aller Industrienationen", sagte er – auch wenn diese Aussage in der Forschung umstritten ist.

Auch wenn er viele Ziele nicht erreicht hat – etwa in der Bildungspolitik oder beim Ausbau erneuerbarer Energien –, genießt Kretschmann über Parteigrenzen hinweg Anerkennung. Sein Stil: eine Mischung aus klarer Sprache, philosophischer Tiefe und schwäbischer Bodenständigkeit. Seine Beliebtheit beruht nicht zuletzt auf seiner ehrlichen, oft schnörkellosen Art – ob beim Regieren, beim Philosophieren oder als Fan des VfB Stuttgart.

Ein vorzeitiger Abgang war zwischenzeitlich im Gespräch – als möglicher Nachfolger wurde Grünen-Politiker Cem Özdemir gehandelt. Doch der Koalitionspartner CDU stellte sich quer. So kündigte Kretschmann an, bis zum Ende der Legislaturperiode durchzuhalten. Dabei weiß er um die Vergänglichkeit politischer Ämter – und des eigenen Lebens: „Wir wissen weder den Tag noch die Stunde", sagte der bekennende Katholik mit Blick auf seine verbleibende Zeit im Amt.

Im Frühjahr 2026 will sich Kretschmann aus der Politik zurückziehen. Bis dahin will er weiter Verantwortung übernehmen – auch wenn er längst Geschichte geschrieben hat.


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