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Tübingen

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Wie gelingt Nachfolge? Austausch beim "16. Reutlinger Gespräch Wirtschaft-Kirche"

Wie kann Nachfolge erfolgreich gelingen? Dieser Frage stellten sich am Donnerstagabend die Teilnehmer des „16. Reutlinger Gesprächs Wirtschaft-Kirche“. Eingeladen haben die Evangelische Prälatur und der Arbeitskreis Evangelischer Unternehmen zusammen mit der IHK und der Handwerkskammer Reutlingen.

Donnerstagabend gegen 18 Uhr: Die ersten Gäste des 16. Reutlinger Gesprächs Wirtschaft-Kirche haben sich vor der Tübinger Bildungsakademie versammelt. Das heutige Thema ist die Nachfolge in Handwerk, Wirtschaft und Kirche. Alle drei Bereiche haben dabei das gleiche Problem: den Fachkräftemangel.

"In der Kirche ist der Fachkräftemangel sehr breit gefächert; betroffen ist aber vor allem der Beruf des Pfarrers. Bis zum Jahr 2030 werden 30 Prozent der heute aktiven Pfarrer in den Ruhestand gehen. Das sind ungefähr 120 Pfarrer jedes Jahr, aber nur ca. 45 junge Menschen kommen jährlich nach", erzählte der Reutlinger Prälat Markus Schoch.

Laut dem Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Reutlingen, Dr. Joachim Eisert, hat der Fachkräftemangel vor allem zwei Gründe. Zum einen den demografischen Wandel und zum anderen den Trend zur Akademisierung.

Das kann bei den Betrieben zu großen Problemen führen: "Am stärksten merkt man es bei den Nahrungsmittelhandwerken, z.B. bei den Bäckern und Metzgereien. Oft gibt es dort keinen oder nur noch wenig Nachwuchs. Die älteren Betriebsinhaber müssen ihren Betrieb dann schließen. Dabei geht auch immer viel Kultur verloren", so Eisert.

Um junge Leute für eine Ausbildung zu begeistern, schickt die Handwerkskammer z.B. Ausbildungsbotschafter an die Schulen, gerade an Gymnasien.

Und das sich nicht alle Schulabgänger für einen akademischen Weg entscheiden, zeigte auch das gestrige Podium. Vertreten waren die Dachdecker- und Klempnermeisterin Julia Peetz, Pfarrer Dr. Alexander Kupsch aus Filderstadt-Plattenhardt, Gerüstbauermeister Felix Thüringer, Dachdeckermeister Karl-Heinz Schwarzbach Junior und Irmgard Freidler von Alb-Gold. Alle fünf haben sich für einen unterschiedlichen Weg bei der Nachfolge entschieden.

Bei Alb-Gold gibt es seit heute einen Wechsel in der Geschäftsführung: Nicht mehr Irmgard Freidler selbst, sondern ihre Söhne leiten ab sofort das Unternehmen: "Wir haben für uns vereinbart, keinen abrupten Wechsel, sondern einen schleichenden Wechsel zu vollziehen. Der erste Schritt ist jetzt, die rechtliche Geschäftsführung an meine Söhne zu übergeben. Aber ich bleibe begleitend dabei und übernehme überwachende Funktionen", so Freidler.

Etwas anders lief der Wechsel bei Pfarrer Alexander Kupsch. Seit 1. März ist er in seinem neuen Amt und musste direkt alle Aufgaben übernehmen: "Es gibt einen großen Erwartungsdruck. Alle warten erstmal ab und schauen, was ich mache und vorhabe. Aber trotzdem mag ich meine Stelle, denn es gibt viele Ehrenamtliche, die etwas bewegen wollen und das finde ich toll", erzählt Kupsch.

Neben dem demografischen Wandel und der Akademisierung gebe es bei der Kirche aber noch weitere Aspekte, die es schwieriger machen, Nachwuchs zu finden, so Kupsch weiter: "Da steckt ein ganzes Lebenskonzept dahinter, unter anderem mit Ehelosigkeit. Gleichzeitig ist das Image der Kirche inzwischen nicht nur positiv. Das hat zur Folge, dass es eine Art Negativspirale gibt und die Attraktivität leidet."

Gegen Ende gab es dann noch ein abschließendes Fazit, was ein Unternehmen tun sollte, damit das Thema „Nachfolge" erfolgreich funktioniert: "Nachwuchs, wenn man ihn dann mal gefunden hat, muss heute anders behandelt werden als früher. Damals sagte man 'Lehrjahre sind keine Herrenjahre', aber so kann man heute nicht mehr argumentieren. Die jungen Leute sind viel mündiger und außerdem vernetzter über soziale Medien. Ich muss sie als vollwertige Menschen betrachten, denen ich wirklich etwas beibringen muss, und sie nicht nur als billige Helfer sehen", so Hauptgeschäftsführer Eisert.

Dazu gehöre auch eine anständige Bezahlung, bei manchen Betrieben gebe es da aber noch Luft nach oben. Eins stehe aber fest: Die Gewinnung von jungen Fachkräften wird für viele Unternehmen auch in Zukunft eine große Rolle spielen.


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