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Notabene 45: Ein Tagebuch
Notabene 45, Kästners literarisches Tagebuch, nachträglich entstanden aus seinen Notizen, die er in der ersten Hälfte des Jahres 1945 anfertigte, ist eine sarkastische und messerscharfe, erschütterte und erschütternde Schilderung der letzten Monate der NS-Zeit und des Alltags in den Zeiten des schwierigen Neubeginns: ein einzigartiges Zeitdokument und ein zeitloser Aufruf zu Mitmenschlichkeit
Der Leser kann mit Kästner die letzten Monate des Zweiten Weltkrieges in Berlin und Tirol miterleben, und auch die ersten Monate danach, die er in Tirol und Bayern verbrachte. Kästner hält fest, was er sieht, hört und denkt - von den Bombardements von Berlin und den Reaktionen der Bevölkerung bis hin zu seiner Angst um die Eltern nach der Bombardierung Dresdens. Festgehalten sind auch Nachrichten über politische Morde, Anmerkungen zur Goebbels-Propaganda, Durchhalte-Befehle und absurde Verlautbarungen der NS-Obrigkeit, Gerüchte über verschollene oder auf abenteuerlichen Wegen ins Ausland entkommene Bekannte (darunter auch prominente Zeitgenossen).
Auch Kästners eigene Flucht aus Berlin nach Tirol, Hals über Kopf und mit gefälschtem Pass zu einem vorgeblichen Filmprojekt, ist protokolliert. Ebenso wie Kästner dort das Kriegsende miterlebte. Auch seine Beobachtungen aus dem Alltag in den ersten Jahren danach hielt Kästner in seinen Notizen fest. Hier wird deutlich, dass Kästner die Befreiung als Chance sieht, ein besseres Deutschland aufzubauen. Seine Reflexionen lesen sich enthusiastisch, aber auch skeptisch, und sind auch heute noch aktuell.
Ursprünglich sollten Kästner seine Notizen von 1945 als Vorlage für einen späteren Roman dienen. Da er diesen aber nicht schrieb, veröffentlichte Kästner seine Aufzeichnungen 16 Jahre später so - als eine Art Tagebuch. Um sie auch für die Allgemeinheit zugänglich zu machen, hatte Kästner den stichwortartigen Original-Text vor der Veröffentlichung bearbeitet. Inhaltlich hat er aber nichts geändert.