Kassenärzte-Chef erwartet Corona-Einschränkungen bis weit ins nächste Jahr
Der Chef der Kassenärzte, Andreas Gassen, geht davon aus, dass Corona noch lange den Alltag in Deutschland bestimmen wird und "Teil der Lebensrealität" wird.
"Selbst wenn wir in einem Jahr in größerem Umfang einen Impfstoff bekommen und sich viele impfen lassen, muss uns klar sein: Corona wird Teil der Lebensrealität werden, die deshalb aber nicht bedrohlich sein wird", sagte Gassen der Rheinischen Post. Es sei schon ein "langer Geduldsfaden" nötig. Gleichzeitig wandte sich Gassen gegen Panikmache. "Den Menschen jeden Tag Angst zu machen und etwa dem Zwanzigjährigen, der positiv getestet wurde, mit apokalyptischen Folgen zu drohen oder ihn als Gefährder zu bezeichnen, ist nicht seriös", betonte Gassen, Vorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV).
Der Politik wirft wirft Kassenärzte-Chef Gassen eine falsche Ausrichtung vor. "Wenn man dauerhaft überbordende Zwänge garniert mit Horrorszenarien verbreitet, wie es ja das fast schon berüchtigte "Hammer & Dance"-Papier des Innenministeriums fordert, riskiert man, dass die Menschen es irgendwann leid sind und sich an nichts mehr halten, Gefahren unterschätzen und leichtsinnig werden", sagte Gassen.
Das Beherbergungsverbot sei zum Beispiel "ein großer Fehlschlag" gewesen. "Die Regelung war völlig unklar, regional unterschiedlich und adressierte ein Problem, das es eigentlich gar nicht gab", kritisierte der KBV-Vorsitzende. Als Folge hätten sich lange Schlangen vor manchen Hausarztpraxen gebildet, kerngesunde Menschen hätten plötzlich getestet werden wollen, um noch in Urlaub fahren zu können. "Wir haben unfassbar viel Geld und Kapazitäten verbrannt für eine sinnlose Regelung - genau das können Ärzte in der Pandemie nicht gebrauchen", betonte Gassen.