Verkürzte Erzieherausbildung möglich

Fachkräfte, vor allem im Erziehungsbereich, werden zur Zeit an vielen Orten im ganzen Land händeringend gesucht. Bei der Suche setzt die Agentur für Arbeit Reutlingen z.B. auch auf berufserfahrene Menschen, die den Erzieherberuf mögen, die aber - aus welchen Gründen auch immer - zunächst einen anderen Weg eingeschlagen haben. „Direkteinstieg Kita“ nennt sich der Bildungsgang, der im Grunde genommen eine verkürzte Ausbildung zum sozialpädagogischen Assistenten darstellt. 2023 ging das Projekt am Pilot-Standort Baden-Württemberg an den Start.
Seit September 2024 drückt Diana Pomorin wieder die Schulbank. Sie ist eine von insgesamt 57 Teilnehmern, die aktuell den „Direkteinstieg Kita" absolvieren. Zwei Tage in der Kita, drei in der Schule, so sieht ihr Wochenablauf im ersten von zwei Ausbildungsjahren aus. Aus ihrem ersten halben Jahr hat sie bereits viel Positives mitgenommen.
"Es ist für mich eine ganz große Möglichkeit gewesen, meinen absoluten Traumberuf auch im etwas älteren Alter noch umzusetzen. Es ist eine ganz tolle Chance, die wir bekommen haben. Und geht es gut. Wir sind eine ganz tolle Klasse und eine ganz tolle Gemeinschaft in der Klasse. Ich habe einen ganz tollen Träger, fühle mich dort wohl und freue mich einfach auf dieses Projekt" freute sich Pomorin.
Für einen erfolgreichen Abschluss dürfe aber bei allem Spaß auch eine gewisse Disziplin und Motivation nicht fehlen. Denn trotz verkürzter Ausbildungszeit deckt der 'Direkteinstieg Kita' die gleichen Themen ab wie die klassische Berufsausbildung.
"Man muss sich gut organisieren können. Das sollte man vielleicht beachten. Man sollte einfach wissen, dass es eine sehr anspruchsvolle Ausbildung ist, die die gleichen Voraussetzungen erfüllt wie die normale Erzieherausbildung. Wir haben die gleichen Voraussetzungen und wir machen den gleichen Abschluss" so Pomorin weiter.
Im Grunde bleibt also ein Jahr weniger zum Lernen für den gleichen Stoff. Die „Azubis" können während dieser Zeit zwischen verschiedenen „Abschlussstufen" wählen.
"Die Ausbildung läuft in einem Stufenmodell ab. Man kann sich entscheiden, dass man entweder sagt: Ich werde Schulkindbetreuer, ich mache weiter und mache eine sozialpädagogische Assistenz, oder es geht am Ende sogar in eine Erzieherausbildung. Dann bin ich vollwertige Erzieherin wie jede andere auch die einen 'normalen' Ausbildungsweg beschreitet" erläuterte der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Reutlingen, Markus Nill.
Die – im Vergleich zu einer regulären Berufsausbildung – kürzere Ausbildungszeit und bessere Bezahlung soll für Interessierte einen zusätzlichen Anreiz schaffen.
Damit der 'Direkteinstieg Kita' für die Träger ebenfalls attraktiv bleibt und nicht zu einer finanziellen Belastung wird, gibt's vom Kultusministerium und von der Agentur für Arbeit eine Förderung.
"Wir haben einfach Fachkräftebedarf überall. Aber Fachkräftebedarf vor allem im Gesundheits- und Erziehungswesen. Und wir sprechen ja eine Personengruppe an, die in dem Beruf schon eine Ausbildung hat. Das ist für uns ein neues Potential neben denen, die aus der Schule kommen und in eine Ausbildung wollen" so Nill.
Was die Bewerber angeht, sieht Nill das Projekt bisher auf einem guten Weg. Derzeit gebe es mehr Bewerber als Stellen. Für die Zukunft hofft er darauf, noch mehr Arbeitgeber für den Bildungsgang gewinnen zu können.