Bakterien stellen Kunststoff her: Staatssekretär Andre Baumann zu Besuch bei der Novis GmbH
Im Rahmen seiner Sommertour war Staatssekretär Andre Baumann am Mittwoch in Tübingen zu Gast. Dort besuchte er die Novis GmbH: ein Unternehmen, das im Bereich Biotechnologie tätig ist. Gerade züchtet die Novis GmbH Bakterien, um Kunststoff herzustellen. Wie das funktioniert, hat sich Andre Baumann jetzt genauer angeschaut.
Große Tanks, gefüllt mit Algen und Bakterien, waren das Hauptaugenmerk beim Besuch von Staatssekretär Andre Baumann bei der Novis GmbH. Unter Zugabe von Kohlenstoffdioxid, Wasser, Nährstoffen und Licht können die Algen und Bakterien Bioplastik herstellen – und zwar in ihrem natürlichen Stoffwechsel.
"Es gibt Bakterien, die stellen das von Natur aus her. Wenn man denen die richtigen Bedingungen bietet, fressen sie sich fett und bilden den Kunststoff als Fettreserve. Die Cyanobakterien sind genauso: Unter den richtigen Bedingungen legen sie Vorräte an, und diese Vorräte sind das PHB", erklärt Dr. Thomas Helle, der Geschäftsführer der Novis GmbH.
PHB bezeichnet den Kunststoff, den die grün-blauen Cyanobakterien produzieren. Dieser kann nach entsprechender Aufbereitung ganz normal im Alltag genutzt werden: "Das ist Kunststoff wie bei jeder Plastiktüte im Supermarkt. Nur wird es biologisch hergestellt und nach der Nutzung kann es sich komplett zersetzen. Dabei bilden sich kein Mikroplastik und keine Gefahrstoffe", so Helle.
Auch das hier hergestellte Bioplastik wird mittlerweile in der Praxis verwendet. Dafür hat sich die Novis GmbH mit dem Automobilzulieferer Continental zusammengetan: "Continental verwendet diesen Kunststoff, um Oberflächen zu machen: Möbelbeschichtungen, Kunstlederbeschichtungen, Autobeschichtungen. Einfach alles, was Oberflächen besitzt", so der Novis-Geschäftsführer.
Staatssekretär Andre Baumann zeigte sich von der Arbeit der Novis GmbH begeistert. Das Unternehmen nutze die Kraft und Prinzipien der Natur, um nachhaltig zu produzieren und zu wirtschaften. Darüber hinaus sieht Baumann auch noch einen weiteren Vorteil: "Die Ackerflächen auf unserem Planeten sind begrenzt; und auf diesen sollten unsere Lebensmittel angebaut werden. Aber diese großen, biotechnologischen Tanks zum Züchten von Cyanobakterien oder Algen sind hingegen standortunabhängig."
Aber um eine solche Produktion flächendeckend zu ermöglichen, brauche es laut Baumann zuerst einige Änderungen im Regelwerk: "Aktuell verfolgen wir im Regelwerk noch eine lineare Wirtschaft, in der etwas produziert, genutzt und dann entsorgt wird. In der neuen Wirtschaft müssen wir aber in einem Kreislauf denken, weil wir es ermöglichen müssen, dass auch aus Abfall wieder ein neues Produkt entsteht. Hier müssen wir noch das ein oder andere Regelwerk ändern."
In Baden-Württemberg würde dies bereits geschehen. Für eine Änderung auf nationaler und europäischer Ebene wolle er sich ebenfalls einsetzen, um die Türen für eine nachhaltige Zukunft zu öffnen.