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Pfullingen

Foto: RTF.1
Fundstücke aus vergangenen Jahrhunderten - Ergebnisse der Ausgrabungen an der Klosterkirche

Die Klosterkirche in Pfullingen soll bald einen Anbau erhalten. In einem Veranstaltungssaal gibt es dann Platz für bis zu 200 Menschen. Bevor die Bauarbeiten aber beginnen können, muss der historisch bedeutsame Bauplatz untersucht werden. Deshalb finden dort seit April Ausgrabungen statt. Was dabei zutage gefördert wurde, haben die Verantwortlichen jetzt bei einer öffentlichen Besichtigung der Grabungsstelle vorgestellt.

Auf dem Gelände der Klosterkirche in Pfullingen stand einstmals eine ganze Klosteranlage. Genauer gesagt: ein Klarissenkloster, also ein Kloster des Frauenordens der Klarissen. Im Jahr 1252 wurde es errichtet. Somit ist es eines der drei ältesten Gründungen.

Besonders ist es aber nicht nur wegen seines Alters. Das bis heute erhaltene Sprechgitter ist ein einmaliges Kulturdenkmal in Europa.

Viele andere Teile des Klosters wurden in der Vergangenheit abgerissen.

"Der Herzog Ulrich hat sich dieses Klosters angeeignet und die Nonnen vertrieben", erklärt Dr. Jonathan Scheschkewitz vom Landesamt für Denkmalpflege. Aus historischen Quellen wisse man, dass der Herzog die Kirche zu großen Teilen abgebrochen haben soll, sodass nur noch der Rumpf steht, der bis heute erhalten ist. "Und er soll ein festes Haus, einen Turm, gebaut haben, mit einem Wassergraben drumherum, um deutlich zu zeigen: das ist jetzt mein Besitz."

Funde zeugen von gehobenem Lebensstandard

Bald wird die Klosterkirche aber wieder etwas größer. Sie erhält einen Veranstaltungssaal mit Aufzug. Doch bevor hier gebaut wird, wird noch nach Spuren aus der Klosterzeit gesucht.

Scheschkewitz präsentierte Interessierten, die zur öffentlichen Besichtigung gekommen waren, einige Fundstücke. Darunter: ein Fragment von einem Kachelofen.

"Das ist insofern für uns spannend, weil wir durch diese Fragmente rekonstruieren können, dass in diesen Gebäuden ehemals ein Kachelofen bestanden hat", so Scheschkewitz, "ein Kachelofen bedeutet: ein beheizbarer Raum, der dann für eine gewisse Gemütlichkeit gesorgt hat und einen gehobenen Lebensstandard widerspiegelt."

"Sauberen Fußes" über den Hof

Auch die aufgedeckte Hofpflasterung zeugt von einem gehobenen Lebensstandard, erklärt Sascha Schmidt von der zuständigen Grabungsfirma fodilus. "Das heißt, dass [die Klarissen] in ihrem Wirtschaftsbereich sauberen Fußes, auch bei Regen, über den Hof konnten", so Schmidt.

Damals gab es in Höfen oft einen Lehmboden. "Da wird's halt matschig, wenn's regnet. Das ist es an dieser Stelle nicht. Das heißt, Sie haben hier eine Situation zum Leben und Arbeiten, die für die Zeit einen ausgewiesen guten Standard hatte."

Aus welcher Zeit stammt das Fenster?

Ein besonderer Fund: ein Fenstersims. Das bedeutet: hier war ein Fenster. Und das auf der Höhe eines Untergeschosses. Doch Kirchen waren damals nicht unterkellert. Die Unterkellerung geschah erst nach der Nutzung der Kirche und ihrem Rückbau. Also wie kam das Fenster auf diese Ebene?

Es gibt laut Schmidt zwei mögliche Erklärungen: "Einmal hat man beim Rückbau der Kirche mehr Wand stehen lassen wollen, hat dann die Fenster schon mal eingebracht, dann ist das Ganze instabil geworden, dass man das Ganze weiter rückbauen musste. Die zweite Möglichkeit ist, dass sich im Kloster ein Untergeschosseinbau befand, zum Beispiel ein Beinhaus". (überdachter Raum, der zur Aufbewahrung von Gebeinen bestimmt ist).

Das sei derzeit die forschungsspannendste Frage, so Schmidt. Der Unterschied zwischen den beiden Möglichkeiten: die Datierung. Wenn das Fenster vor dem Ende der Nutzung des Klosters entstanden ist, also vor 1540, ist es gotisch – und somit unter besonderem Schutz. Das Problem: genau hier soll der Aufzug hinkommen.

Funde sollen möglichst erhalten bleiben

"Wir werden uns mit Sicherheit darüber unterhalten müssen, was davon erhalten werden kann", so Scheschkewitz. "Ziel ist es natürlich, das möglichst komplett zu erhalten. Das Landesamt für Denkmalpflege würde das sicherlich befürworten. Aber wir können noch nicht genau sagen, wie das Ganze umgesetzt wird - es werden sicherlich Teilbereiche erhalten."

Derzeit laufen noch Diskussionen mit der Stadt. In diesen soll zu einem vernünftigen, für alle Seiten tragbaren Kompromiss gefunden werden.

Jetzt heißt es erst einmal weitergraben. Noch drei Wochen lang. Danach beginnen die Vorarbeiten für den Anbau.


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