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Pfullingen/Reutlingen

Foto: RTF.1
Toter 18-Jähriger im Pfullinger Lippental: Reutlinger Polizei löst nach 17 Jahren Mord an Patrick P.

Es war einer der mysteriösesten Fälle, der die Polizei in Reutlingen je beschäftigt hat: Vor 17 Jahren wurde im Lippental bei Pfullingen eine skelettierte Leiche mit eingeschlagenem Schädel gefunden. Erst im vergangenen Jahr war es gelungen, dem Toten eine Identität zuzuordnen. Jetzt ist der Mordfall an dem damals 18jährigen Patrick P. aufgeklärt. Die drei Täter können indessen nicht mehr zur Rechenschaft gezogen werden.

15.September 1999: Das malerische Lippental, nahe der B312 zwischen Pfulliingen und Unterhausen. Ein beliebtes Ausflugsgebiet. Der Hund eines Försters macht, abseits des Wanderwegs, im Gehölz, eine grausige Entdeckung: Ein menschlicher Schädel, auf den offensichtlich eingeschlagen worden war. In der Folge finden Beamte der Polizei ein ganzes Skelett.

Sehr schnell war klar: hier handelt es sich um ein Tötungsdelikt. Man musste davon ausgehen, dass das Opfer erschlagen wurde, so Andrea Kopp, Sprecherin des Polizeipräsidiums Reutlingen. Wer aber ist der Tote? Die Versuche, diese Frage zu klären, umfassen schließlich 70 Aktenordner. Vergebens. Der unbekannte Tote aus dem Lippental. Für die damals eingerichtete zehnköpfige "Sonderkommission Schönberg" bleibt als Opfer 14 Jahre namenlos .Auch, nachdem der Fall im Jahr 2001 in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY ungelöst" und 2011 im Format "Ungeklärte Morde" präsentiert wird.

Erst 2013 kommt Bewegung in den Fall. Ausschlaggebend ist die Vermisstenanzeige einer Familie aus Marbach. Seit dem Juli 1999, so besagt diese, werde der 18-Jährige Patrick P. vermisst. Die Polizei vergleicht die genetischen Spuren und wird fündig: Bei den sterblichen skelletierten Überresten im Lippental handelt es sich um den Vermissten.

Jetzt, 14 Jahre nach dem Fund der Leiche, kann die damalige Polizeidirektion Reutlingen ermittlungstechnisch nachlegen: rund 100 Personen aus dem Umfeld von Patrick P. werden vernommen. Erneut aber ohne hesse Spur. Eine erneute Präsentation des Falls im TV am 20. Mai 2015, dieses Mal mit einem Foto des Getöteten, bringt dann den Durchbruch.

Wenige Tage später meldet sich ein Zeuge, der ganz konkrete Hinweise auf drei Männer gibt. Sie stammen aus dem Rems-Murr-Kreis, aber einer von ihnen hat auch biografische Bezüge zum Tatort. Einige der nahe der Leiche gefundenen Gegenstände können konkret einem der Drei zugeordnet werden. 

Und auch in die Motivlage kommt Licht: Die 26, 33 und 36 Jahre alten Männer sind hochgradig drogenabhängig  und haben Kontakte zum Stuttgarter Drogenmilieu. Zur Finanzierung ihrer Sucht begehen sie Straftaten. Ihre Opfer suchen sie bevorzugt in der Stuttgarter Schwulen-Szene.

Aber: die drei Männer, das ergeben die Ermittlungen dann auch, sind alle zwischen 2000 und 2010 an ihrer Drogensucht gestorben. Zwei der Täter sind kurz vor dem Fund des Skeletts nach Spanien ausgewandert.

Die für die Tötung verantwortlich gemachten drei Männer können nicht mehr zur Rechenschaft gezogen werden. Deshalb wird es auch kein justizielles Verfahren gegen sie mehr geben. Etwas unbefriedigend sei dies, so Kopp. weil man die Toten nicht mehr befragen kann und weil es keine Geständnisse gibt. .Einzelne Punkte aus dem Tatablauf bleiben offen.

Trotz dieser ermittlungstechnischen Wermutstropfen im Fall Patrick P.: bei der Reutlinger Polizei herrscht insgesamt Genugtuung vor: der Satz, dass Mord niemals verjähre, gelte. Es habe sich bezahlt gemacht , über die ganzen 17 Jahre nicht aufzugeben.


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